Die 4 Stufen der Verantwortung nach Abbas Wülser
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Dieses Modell beschreibt vier zentrale Bewusstseinszustände, die Menschen im Umgang mit Herausforderungen, Problemen und Veränderungen einnehmen können. Es wurde von Abbas Wülser entwickelt, um auf einfache, aber tiefgreifende Weise sichtbar zu machen, wie unterschiedlich Menschen mit Verantwortung umgehen und welche innere Haltung echte Veränderung möglich macht.
Die vier Stufen zeigen einen Weg von Ohnmacht und Fremdbestimmung hin zu Klarheit, Eigenverantwortung und bewusster Gestaltung des eigenen Lebens. Das Modell ist sowohl im Coaching als auch in therapeutischen Prozessen anwendbar und dient als kraftvolle Orientierungshilfe für alle, die sich selbst ehrlich reflektieren und weiterentwickeln wollen.
Die vier Stufen der Verantwortung im Überblick
🔴 Stufe 1 – Problem-Opfer (Ohnmacht im Problem)
Fokus: Das Problem ist „da draußen“, es wurde mir „angetan“.
Haltung: „Ich kann nichts tun, ich bin ausgeliefert.“
Sprache: „Wegen XY geht es mir so“, „Ich kann ja nicht anders“, „Das passiert einfach.“
Typisches Verhalten: Jammern, Klagen, Schuldzuweisungen, Passivität.
🟠 Stufe 2 – Lösungs-Opfer (Ohnmacht in der Lösung)
Fokus: Lösungsideen sind da, aber passiv oder magisch gedacht.
Haltung: „Wenn ich nur genug manifestiere / Glück habe / bete / daran glaube, wird’s besser.“
Sprache: „Ich hoffe, dass sich was ändert“, „Ich stelle mir meine Zukunft vor“, „Ich vertraue dem Universum.“
Typisches Verhalten: Positive Affirmationen, Visualisierungen – aber ohne Handlung. Oft geprägt von Spiritual Bypassing oder Hoffnung statt Verantwortung.
🟡 Stufe 3 – Problem-Erschaffer (Verantwortung fürs Problem)
Fokus: Ich erkenne, dass ich durch frühere Entscheidungen, Muster, Dynamiken an meiner Situation mitgewirkt habe.
Haltung: „Ich habe (unbewusst) mitgeschaffen, was jetzt ist.“
Sprache: „Vielleicht habe ich es selbst so eingerichtet“, „Ich erkenne mein Muster“, „Das habe ich (un)absichtlich begünstigt.“
Typisches Verhalten: Reflexion, Selbsterkenntnis, manchmal Schuldgefühle, aber neue Macht erwacht.
🟢 Stufe 4 – Lösungs-Erschaffer (aktive Gestaltung)
Fokus: Ich übernehme volle Verantwortung für Veränderung.
Haltung: „Ich bin Schöpfer meiner Realität, durch meine Gedanken, Handlungen, Systeme.“
Sprache: „Was kann ich konkret tun?“, „Was ist mein nächster Schritt?“, „Wie will ich das gestalten?“
Typisches Verhalten: Planung, Handlung, Umsetzung. Eigenverantwortung mit Realismus statt Wunschdenken.
Warum der direkte Sprung von Stufe 1 zu 4 oft nicht funktioniert
Menschen direkt vom „Problem-Opfer“ (Stufe 1) zum „Lösungs-Erschaffer“ (Stufe 4) führen zu wollen, verkennt oft ihre emotionale und kognitive Reife im Moment. Ohne die wichtigen Zwischenstationen kann der Mensch weder seine Selbstwirksamkeit nachhaltig entwickeln noch echte Veränderung tief verankern.
Wenn man beispielsweise jemandem in Stufe 1 mit einem „Na dann mach halt einfach was draus!“ begegnet, kann das wie ein Schlag ins Gesicht wirken – es erzeugt eher Abwehr, Schuldgefühle oder Verweigerung. Die Übergänge zwischen den Stufen müssen emotional getragen und mental verstanden werden.
„Nur wer durch alle Stufen geht, wird wirklich Schöpfer seiner Realität.“
Beispiel: Silent Subliminals im 4-Stufen-Modell
Subliminals wirken primär auf der emotionalen und unbewussten Vorstellungsebene. Sie können helfen, innerlich neue Bilder und Gefühle zu erzeugen, z.B.:
- sich selbst als schön, reich, erfolgreich zu sehen,
- neue Glaubenssätze „einzupflanzen“,
- sich entspannter oder motivierter zu fühlen.
Das ist exakt das Terrain von Stufe 2 – Lösungs-Opfer:
- „Ich denke positiv.“
- „Ich fühle es schon.“
- „Ich programmiere mein Unterbewusstsein.“
Wichtig zu verstehen bei Subliminals:
Solange es keine konkrete Handlung, keine Eigenverantwortung, keine Systemveränderung gibt, bleibt man in einer passiven Hoffnungsblase – und das ist genau das Merkmal von Stufe 2.
Was Subliminals leisten können:
- Emotionales Fundament auflockern
- Neue neuronale Muster andeuten
- Affektive Bereitschaft erzeugen (z.B. mehr Mut, mehr Hoffnung)
Was sie typischerweise nicht leisten:
- Einen Menschen automatisch zu einem Lösungserschaffer machen (Stufe 4)
- Struktur, Disziplin oder Strategie liefern
- Kritisches Denken oder tiefere Systemverantwortung fördern
Fazit zu Subliminals:
Subliminals sind wie Dünger auf einem unvorbereiteten Feld. Ohne das „Pflügen“ durch echte Selbstreflexion (Stufe 3) und konkrete Handlung (Stufe 4) wächst nichts Echtes und Nachhaltiges. Wenn man Menschen von der passiven Subliminal-Ebene (Stufe 2) in die echte Handlung (Stufe 4) bringen will, braucht es zusätzliche Coaching-Impulse, die Übernahme von Systemverantwortung (Was in mir erzeugt meine Realität?) und strukturelle Integration in den Alltag (Gewohnheiten, Entscheidungen).
Frage & Antwort: Die Wirkung von Subliminals auf die Handlungsbereitschaft
Du: Also wirken die nicht so krass im Unterbewusstsein, dass man dann plötzlich auch anfängt zu handeln? Oder ist es wirklich erstmal nur von Stufe 1 zu Stufe 2 und das ist schon erstmal die Wirkung, dass man halt weiß, in welche Richtung man will und so?
Antwort: Sehr gute und differenzierte Frage. Die klare Antwort lautet: In der Regel bringen Subliminals dich primär von Stufe 1 (Problem-Opfer) zu Stufe 2 (Lösungs-Opfer). Handlung (notwendig für Stufe 3 & 4) entsteht nicht automatisch, sondern braucht eine Brücke – und die ist fast immer bewusst.
Warum ist das so?
Subliminals beeinflussen:
- Vorstellungen
- Emotionale Resonanz
- Unbewusste Glaubensmuster
Aber sie überwinden nicht automatisch:
- Trägheit
- Angst vor Verantwortung
- Alte Handlungsmuster
- Widerstand gegen Disziplin oder Realität
Sie können eine Richtung zeigen, Motivation wecken, Visionen erzeugen – aber keine Handlung auslösen, wenn nicht bewusst auch Strukturen oder Routinen aufgebaut werden.
Typischer Wirkverlauf:
Stufe 1 → Stufe 2: „Ich fühle mich vielleicht nicht mehr ganz so ausgeliefert. Ich glaube, da gibt’s eine Möglichkeit.“
Aber: Ohne bewusste Integration (z.B. Coaching, Reflektion, Journaling, Handlungsplanung) verharrt man oft in Fantasie-Räumen.
Was möglich ist:
In seltenen Fällen können Subliminals eine Art emotionale Reife provozieren. Zum Beispiel: Du hörst täglich ein „Ich kann das“-Subliminal. Irgendwann platzt innerlich ein Knoten. Du denkst: „Jetzt tu ich’s.“ Aber das ist nicht die Regel, sondern eher ein spontanes Erwachen – und oft beeinflusst durch äußere Trigger oder Reifeprozesse.
Zusammenfassung zu Subliminals:
- Guter erster Impuls für emotionale Öffnung und Zielklarheit (Bewegung von Stufe 1 → Stufe 2).
- Handlung, Struktur & Verantwortung brauchen bewusstes Zutun (für den Weg zu Stufe 3 → Stufe 4).
- Ohne reale Umsetzung bleiben Subliminals im besten Fall wie ein angenehmer Traum, im schlimmsten Fall wie Selbstbetrug.
Weitere Beispiele und ihre Einordnung in die 4 Stufen
Neben Subliminals gibt es viele andere Methoden und Denkweisen im Bereich Persönlichkeitsentwicklung. Hier einige Beispiele, wie sie sich den Stufen zuordnen lassen:
🔴 Beispiele für Stufe 1 – Problem-Opfer
- Chronisches Jammern: Ständiges Klagen über Probleme (Gesundheit, Finanzen, Beziehungen) ohne jeglichen Ansatz, etwas daran zu ändern. Fokus liegt auf dem Leid und der Ungerechtigkeit.
- Passive Schuldzuweisung: Anderen oder äußeren Umständen konsequent die Schuld für die eigene Situation geben ("Meine Eltern sind schuld", "Das System ist unfair").
- Erlernte Hilflosigkeit: Nach wiederholten negativen Erfahrungen die Überzeugung entwickelt haben, dass eigene Anstrengungen sowieso nichts bringen.
🟠 Beispiele für Stufe 2 – Lösungs-Opfer
- Das Gesetz der Anziehung (rein passiv): Sich intensiv Wünsche vorstellen und darauf vertrauen, dass das Universum sie erfüllt, ohne konkrete Schritte in der realen Welt zu unternehmen.
- Übermäßiges Hoffen auf Wunder/Zeichen: Warten auf ein "Zeichen" oder eine "magische Lösung", bevor man aktiv wird; Gebete ohne begleitende Handlung.
- Reines Konsumieren von Motivation: Motivationsvideos ansehen oder Bücher lesen, sich kurzfristig gut fühlen, aber keine der Strategien umsetzen.
- Spiritual Bypassing: Spirituelle Konzepte nutzen, um sich emotionalen Problemen oder realen Herausforderungen nicht stellen zu müssen ("Es ist alles göttlicher Plan, ich muss nichts tun").
- Affirmationen ohne Verankerung: Positive Sätze wiederholen, ohne die dahinterliegenden negativen Glaubenssätze zu bearbeiten oder das Verhalten anzupassen.
🟡 Beispiele für Stufe 3 – Problem-Erschaffer
- Journaling zur Selbstreflexion: Regelmäßiges Aufschreiben und Analysieren eigener Gedanken, Gefühle und Verhaltensmuster, um den eigenen Anteil an Situationen zu erkennen.
- Therapie/Coaching zur Mustererkennung: Aktiv professionelle Hilfe suchen, um unbewusste Dynamiken, Glaubenssätze und Verhaltensweisen zu identifizieren, die zu den aktuellen Problemen beigetragen haben.
- Übernahme von Verantwortung in Konflikten: Den eigenen Beitrag zu Missverständnissen oder Streitigkeiten anerkennen, statt nur die Schuld beim anderen zu suchen.
- Schattenarbeit: Sich bewusst mit den eigenen ungeliebten Anteilen und "negativen" Eigenschaften auseinandersetzen, um deren Einfluss zu verstehen.
🟢 Beispiele für Stufe 4 – Lösungs-Erschaffer
- SMART-Ziele setzen und verfolgen: Spezifische, messbare, attraktive, realistische und terminierte Ziele definieren und einen konkreten Plan zu deren Erreichung entwickeln und umsetzen.
- Aktives Skill-Building: Kurse besuchen, Bücher lesen UND das Gelernte praktisch anwenden, um neue Fähigkeiten zu erwerben (z.B. Kommunikation, Zeitmanagement).
- Proaktive Problemlösung: Herausforderungen als Chancen sehen, aktiv nach Lösungen suchen, verschiedene Optionen bewerten und Entscheidungen treffen.
- Aufbau unterstützender Systeme & Gewohnheiten: Den eigenen Alltag so gestalten, dass er die gewünschten Veränderungen fördert (z.B. Morgenroutine, Sport, gesunde Ernährung fest integrieren).
- Netzwerken und Kollaboration: Sich aktiv mit Menschen verbinden, die ähnliche Ziele haben oder unterstützen können, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.